Die häufigsten Krankheiten von Landschildkröten in Privathaltung

Zum Abschluss unserer Serie über die Haltung von griechischen Landschildkröten kommt hier ein Überblick über die häufigsten Erkrankungen. Da Schildkröten aufgrund der fehlenden Mimik und Lautäußerungen von uns nicht so leicht „lesbar“ sind, kommt es häufig zu langen Krankheits- und Leidensphasen.

Lasse sichtbare Symptome wie geschwollene Augen, Blutungen, Nasenausfluss, Atemprobleme oder Verhaltensänderungen, besonders Apathie und Nahrungsverweigerung, durch einen reptilienerfahrenen Tierarzt oder Tierheilpraktiker abklären.

Hinweis: Nicht alle Tierärzte oder Tierheilpraktiker haben Erfahrung mit der Behandlung von Reptilien. Da diese Tiergruppe aber ganz besondere Anforderungen an Diagnostik und Therapie stellt, solltest du einen auf Reptilien spezialisierten Fachmann aufsuchen.

Virusinfektionen

Es gibt verschiedene Viruserkrankungen, unter denen unsere Landschildkröten leiden können. Ein Großteil der erkrankten Schildkröten überlebt diese Krankheiten leider nicht. Tiere, die überleben, bleiben lebenslang Träger und mögliche Ausscheider der Viren und dürfen deshalb nicht mit gesunden Tieren zusammen gehalten werden.

Herpes

Die häufigste Viruserkrankung unserer griechischen Landschildkröten ist Herpes. Verläuft die Infektion akut, tritt der Tod häufig innerhalb von drei Wochen ein. Wenn die Erkrankung chronisch verläuft, bedeutet das oft ein Siechtum über mehrere Monate.

Besonders anfällig für dieses Virus sind nicht nur griechische Landschildkröten. Breitrand- und maurische Landschildkröten bleiben trotz Infektion oft symptomlos. Sie können dann unentdeckt lebenslang Träger sowie potentielle Ausscheider der Erreger sein. Diese ziehen sich in die Nervenzellen zurück und können z. B. bei Stress wieder aktiviert werden. Die Inkubationszeit kann ganz unterschiedlich sein – von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten ist alles möglich. Das Virus ist hochansteckend bei direktem oder Umgebungskontakt, nicht selten wurden ganze Schildkrötenbestände ausgelöscht. Eine Heilung ist ausgeschlossen. Die Behandlung erfolgt rein symptomatisch, um das Leben der erkrankten Tiere zu erleichtern und zusätzliche Infektionen des geschwächten Organismus zu verhindern.

Stress, ein geschwächtes Immunsystem und suboptimale Haltungsbedingungen begünstigen die Erkrankung bzw. Krankheitsschübe. Häufig bricht Herpes daher nach der Überwinterung aus, wenn der Organismus durch die Umstellung belastet ist. Dieses Virus ist nicht übertragbar auf den Menschen!

Symptome:

  • dicker weiß-gelblicher Belag auf der Zunge / im Rachenraum
  • Appetitlosigkeit/Nahrungsverweigerung
  • Schnupfen, Schleimausscheidung aus Rachen und Nase
  • Atemwegserkrankung: Atemnot, geräuschvolles Luftholen mit nach oben gerecktem Hals
  • gelegentlich Bindehautentzündung
  • stinkender Durchfall
  • beeinträchtigtes Allgemeinbefinden bis hin zu totaler Apathie
  • bei Befall des Gehirns neurologische Symptome wie Zittern, Zucken, Taumeln, Desorientierung

Um sicherzugehen keine Herpesinfektion in den vorhandenen Tierbestand einzuschleppen, ist bei der Aufnahme von neuen Schildkröten eine einjährige Quarantäne notwendig. Der Grund: Eine sichere Diagnose ist frühestens 4-6 Wochen nach Infektion möglich, manchmal kann sie auch bis zu einem Jahr benötigen.

Zwei Landschildkröten nebeneinander auf Gras
Neuerworbene Landschildkröten sollten auf Krankheitserreger getestet und erst nach einer Quarantänezeit mit vorhandenen Tieren vergesellschaftet werden.

Wichtig: Gehege, in denen Herpesbefall vorkam, sollten für mindestens ein Jahr ungenutzt bleiben. Der Boden muss mehrfach desinfiziert und umgegraben werden. Anschließend wird komplett neu bepflanzt. Der Herpes-Erreger übersteht milde Herbst- und Frühlingstemperaturen recht gut. Wärme und UV-Strahlung verringerten ihn deutlich innerhalb von drei Wochen.

Rana-Virus

Eine ähnliche Symptomatik wie bei der Herpesinfektion zeigen Landschildkröten, die am Rana-Virus erkrankt sind. Regelmäßige Infektionen der Augen und eine erhöhte Blutungsneigung kommen hinzu. Für den Laien ist der Unterschied nicht unbedingt erkennbar. Anders als bei Herpes kann das Rana-Virus auch zwischen verschiedenen Reptilien- oder Amphibienarten übertragen werden. Der Verlauf ist ähnlich schwer wie bei Herpes, ein Großteil der infizierten Tiere stirbt. Das Rana-Virus ist in der Umgebung noch stabiler als der Herpes-Erreger, so dass eine noch gründlichere Reinigung der Freigehege erfolgen muss. Eine Therapie kann lediglich unterstützend erfolgen, gegen das Virus selber kann bis jetzt noch nicht vorgegangen werden.

Virus-X (Pico-RNA-Viren)

Virus-X wird im Zusammenhang mit Panzererweichung und plötzlicher Jungtiersterblichkeit genannt. Panzererweichung kann allerdings auch andere Ursachen haben wie beispielsweise eine Fehlernährung. Solltest du also bemerken, dass der Panzer deiner Jungschildkröte komplett oder teilweise unnatürlich weich ist, musst du unbedingt einen Tierarzt oder Tierheilpraktiker aufsuchen. Bei ausgewachsenen (adulten) Landschildkröten, die keine Symptome zeigen, wird das Virus-X hin und wieder als Nebenbefund entdeckt. Infizierte Tiere sterben allerdings meist oder müssen eingeschläfert werden. Das Virus wird durch Schmierinfektion verbreitet, diskutiert wird auch eine mögliche Übertragung durch Mücken, Fliegen, Flöhe usw.

Bakterielle Infektionen

Die wohl häufigsten bakteriellen Infektionen bei Landschildkröten sind jene mit Salmonellen und Mykoplasmen.

Kind hält Landschildkröte. Vorsicht vor Salmonellen.
Vorsicht Zoonose! Salmonellen sind auf Menschen übertragbar. 

Salmonellen

Salmonellen sind stäbchenförmige Bakterien, die bei Reptilien innerlich, aber auch auf der Haut vorkommen. Auch Landschildkröten können sogenannte Salmonellenträger sein. Das bedeutet, dass du dich bei deiner Schildkröte anstecken kannst, selbst wenn sie keine Krankheitszeichen zeigt. Denn Salmonelleninfektionen sind Zoonosen (vom Tier auf den Menschen übertragbar). Bekannter sind menschliche Infektionen durch den Kontakt mit kontaminierten Eiern oder rohem Geflügelfleisch. Salmonellen können bei Menschen Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu langanhaltenden und blutigen Durchfällen auslösen. Wenn dir so etwas auffällt, musst du deinen Arzt auf die mögliche Übertragung durch deine Schildkrötenhaltung hinweisen. Salmonellen werden oral aufgenommen. Du solltest also während oder nach einem Kontakt mit deiner Schildkröte oder ihrer Umgebung erst dann etwas essen, wenn du deine Hände gründlich gereinigt hast.

Zeigt deine Schildkröte folgende Symptome, solltest du an eine Salmonelleninfektion denken:

  • Entzündungen der Mundschleimhaut
  • Hautentzündungen
  • Abmagerung

Je nachdem wie schwer der Befall ist, wird dein Tierarzt/Tierheilpraktiker die Tiere unterstützend behandeln oder u. U. antibiotisch gegen die Infektion vorzugehen versuchen. 

Mykoplasmen

Mykoplasmen werden verantwortlich gemacht für Atemwegserkrankungen (bspw. Runny nose Syndrom). Eine Übertragung erfolgt im direkten Kontakt von Tier zu Tier, die Inkubationszeit beträgt 2-8 Wochen.

Griechische Landschildkröten sind nicht so anfällig für den Ausbruch von Mykoplasmeninfektionen wie andere Schildkrötenarten. Mitunter zeigen „unsere Griechen“ keinerlei Symptome. Eine Mykoplasmen-Infektion ist in der Regel nicht lebensbedrohlich, aber die Tiere können an Atemwegsproblemen und schlechtem Allgemeinbefinden bis hin zur Nahrungsverweigerung leiden.

Symptome:

  • Nasenausfluss
  • Atemgeräusche
  • tränende Augen
  • Fressunlust

Die Mykoplasmose ist eine chronische Erkrankung und nicht heilbar. Schübe treten in Stressituationen (bspw. häufig nach der Winterstarre) und bei Haltungsfehlern auf.

Erkrankte Tiere sind potentielle Dauerausscheider der Bakterien und unbedingt getrennt zu halten von gesunden Schildkröten. Außerdem musst du durch gründliche Desinfektion ausschließen, dass du die Erreger von A nach B trägst.

Eine symptomatische Behandlung der Atemwegsproblematik wie zum Beispiel Inhalationen bringt deiner erkrankten Schildkröte Erleichterung. Auch die Stärkung des Immunsystems ist ausgesprochen wichtig. Besonderes Augenmerk ist dabei auf die artgerechte Haltung mit frei zugänglichen Wärmeplätzen zu legen. Eine Kalthaltung ohne Wärmespot scheint die Erkrankung zu begünstigen.

Parasiten

Parasitenbefall ist immer wieder ein Thema in der Landschildkrötenhaltung. Die Besiedelung mit einigen wenigen Exemplaren der Schmarotzer ist relativ normal und nicht gefährlich für dein Tier. Jedoch vermehren sich manche Parasiten mitunter explosionsartig – begünstigt durch die räumlich zwangsläufig eingegrenzten Verhältnisse einer Privathaltung. Die einmal befallene Schildkröte kommt durch ihre eigenen Ausscheidungen so immer wieder in Kontakt mit Parasiten, deren Eiern und Larven und infiziert sich immer wieder neu. Nimmt der Befall überhand, so kann dies deine Schildkröte stark schwächen und krank machen.

Tipp: Ein bisschen vorbeugen kannst du, indem du regelmäßig die Gehege von Kot befreist.

Wichtig: Einmal im Jahr im Spätsommer solltest du routinemäßig Kot von deinen Landschildkröten auf Parasiten untersuchen lassen. Dann bleibt gegebenenfalls auch noch genügend Zeit für eine Entwurmung vor der Winterstarre.

Würmer

Schildkröten können wie andere Haustiere auch an Wurmbefall leiden. Einige wenige Würmer stellen keine Gefahr dar. Problematisch wird es dann, wenn die Parasiten sich ungehindert vermehren. Eine Folge von massivem Wurmbefall ist, dass deine Schildkröte nicht mehr genügend Nährstoffe über die Darmschleimhaut aufnehmen kann und dadurch in Mangelzustände und Austrocknung gerät. Die giftig wirkenden Ausscheidungsprodukte der Parasiten können zudem Leber und Nieren deiner Schildkröte stark belasten.

Madenwürmer (Oxyuren) und Spulwürmer (Ascariden) sind die häufigsten Arten im Darm von Schildkröten, eher selten kommt es zu Haken- und Bandwurmbefall.

männlicher und weiblicher Ascaris Wurm als häufige Krankheitsursache bei Landschildkröten
Ein Wurmbefall mit Spülwürmern schwächt den Wirt.

Folgende Symptome können für einen Wurmbefall sprechen:

  • Erhöhte Nahrungsaufnahme oder Aufnahme von Fremdkörpern wie Steinchen
  • Vermehrtes Trinken (bedingt durch den Wasserentzug durch die Würmer)
  • Durchfall oder Verstopfung
  • Schwäche bis hin zu Apathie

Zur Diagnostik von Würmern empfiehlt sich eine Sammelkotprobe über drei Tage für eine mikroskopische Untersuchung. Von deinem Tierarzt/Tierheilpraktiker bekommst du dafür ein Kotröhrchen, mit dem du Kotproben nehmen, hygienisch aufbewahren und transportieren kannst.

Ein massiver Wurmbefall spricht fast immer für Haltungsfehler in Form von:

  • Falscher Ernährung (gestörte Darmflora)
  • Schwächung des Immunsystems durch Stress (z. B. durch Platzmangel, aufdringliche männliche Schildkröten, Hin- und Hertragen) oder zu niedrige Temperaturen
  • Unzureichende Reinigung der Anlage

Beseitigst du eventuelle Mängel in der Haltung, stärkst du damit den Gesundheitszustand deiner Landschildkröte und beugst Erkrankungen vor.

Kokzidien

Kokzidien besiedeln die Darmschleimhaut betroffener Reptilien, können aber auch in Gallengänge und Nieren eindringen. Durch Kontakt mit ihrem eigenen Kot kann sich deine Schildkröte immer wieder neu anstecken. Manche Kokzidienarten sind wahrscheinlich auch über Zwischenwirte wie Milben übertragbar. Es wird diskutiert, ob einige Kokzidienarten auch auf Menschen übergehen können.

Symptome für eine Kokzidieninfektion deiner Schildkröte können sein:

  • Appetitlosigkeit, Veränderung des Kots
  • Schleimige Durchfälle, grau-grünlicher Kot
  • Gestörtes Allgemeinbefinden/Apathie
  • Abmagerung/Dehydratation (Austrocknung)

Es kann zu weiteren, teilweise lebensbedrohlichen Komplikationen kommen wie Nierenversagen, Leber- und Gallenwegsinfektionen, Blutarmut, Blutvergiftung. Wenn du den Verdacht hast, dass deine Schildkröte eine Kokzidieninfektion haben könnte, ist dies immer ein Fall für den Tierarzt.

Tipp: Bei der Aufnahme von neuen Tieren in deine Gruppe solltest du in jedem Falle eine angemessene Quarantänezeit einhalten und diese zumindest auf Herpes und Mykoplasmen sowie parasitologisch untersuchen lassen. Auffangstationen machen diese Untersuchungen gewöhnlich routinemäßig bei der Aufnahme von Tieren. Hier kannst du also sicher sein, durchgecheckte Tiere zu bekommen.

Panzernekrosen/ -deformationen

Erkrankungen des Panzers sind häufig auf falsche Haltung und Ernährung zurückzuführen. Du kannst ihnen vorbeugen, wenn du die Tipps aus unseren Artikeln zur richtigen Haltung von griechischen Landschildkröten beachtest und häufige Fehler vermeidest.

Landschildkröte frisst Karotte
Haltungs- und Ernährungsfehler begünstigen schwere Erkrankungen.

Panzernekrosen werden allerdings meist bakteriell oder durch Pilze verursacht und kommen häufiger bei Wasser- als bei Landschildkröten vor. Trotzdem sind sie auch bei Landschildkröten nicht ausgeschlossen und du solltest daher bei Veränderungen am Panzer zügig deinen Tierarzt/-heilpraktiker aufsuchen.

Deformationen sind nicht nur ein unschönes Problem des Panzers, sondern können auch schwere Folgen für die inneren Organe der Schildkröte haben. Je nachdem, wie schwer die Funktion der Organe durch beispielsweise eine Einengung des Panzerinnenraums beeinträchtigt ist, kann dies durchaus auch den Tod der Schildkröte zur Folge haben. Daher sind sowohl Verformungen als auch Nekrosen des Panzers immer ein Grund zügig deinen Tierarzt/-heilpraktiker aufzusuchen.

Augen

Landschildkröten leiden mitunter an geschwollenen, tränenden, eingefallen wirkenden Augen. Eine einfache Bindehautentzündung kann durch Zugluft entstehen, sie kann aber auch Symptom einer ernsthaften Erkrankung sein. Wenn du Auffälligkeiten an den Augen deiner Schildkröte bemerkst, solltest du immer einen Fachmann aufsuchen. Sie können ein Hinweis auf eine zugrundeliegende systemische Erkrankung sein, beispielsweise eine Nieren- oder Leberproblematik oder ein Parasitenbefall. Je schneller die Ursache entdeckt wird und behandelt werden kann, umso besser für dein Tier.

Fazit

Du siehst, Landschildkröten können an vielfältigen Erkrankungen leiden. Eine artgerechte Haltung und Ernährung sind gute Voraussetzungen für die Gesundheit deiner Schildkröte. Es empfiehlt sich dennoch, auch in einer großzügigen Freianlage jedes Tier einmal wöchentlich zumindest kurz auf äußere Auffälligkeiten zu checken. Eine regelmäßige genauere Beobachtung des Verhaltens kann dir ebenfalls Aufschluss über den Gesundheitszustand deines Lieblings geben. Je früher dir ein ungewöhnlicher Zustand auffällt, desto besser für deine Schildkröte.

 

Kennst du einen Tierarzt oder Tierheilpraktiker, der sich mit Reptilien auskennt? 

Dann verrate ihn uns gerne in den Kommentaren!

Das kann eventuell lebensrettend sein.

Bild:

(c) MARIMA - stock.adobe.com
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