Hilfe, mein Hund wird alt

Wenn mich jemand fragt, wie alt meine beiden Seniorenhunde sind, ernte ich bei Jule meistens überraschte Gesichter. Obwohl sie schon 11,5 Jahre auf dem Hundebuckel hat, wird sie von vielen für einen Junghund gehalten. Anders sieht es bei Luna aus. Sie ist mittlerweile so grau im Gesicht, dass ihre 13,5 Jahre kaum für Verwunderung sorgen.

Beide Hunde sind seit ihrer Welpenzeit bei mir und ich konnte jede Entwicklungsphase begleiten. In den letzten Monaten merke ich jedoch immer deutlicher, dass sie alt werden. Ich beobachte den Prozess mit gemischten Gefühlen. Ich liebe sie für die Marotten, die sie entwickeln. Gleichzeitig wird mir bewusst, dass unsere verbleibende gemeinsame Zeit immer kürzer wird. Sie sind seit vielen Jahren meine tierischen Freunde und wir verstehen uns ohne viele Worte. Für uns alle beginnt nun noch einmal besondere Lebensphase.

In diesem Beitrag erfährst du, woran du merkst, dass dein Hund alt wird und wie du ihn optimal im Alter unterstützen kannst.

Schwarz-brauner Mischlingshund am Strand
Nicht jedem Hund sieht man das Alter sofort an.

Der Hund im Alter

Wenn ein Hund in die Jahre kommt, sind damit verschiedene Veränderungen verbunden. Diese zeigen sich sowohl auf der körperlichen Ebene als auch im Verhalten. Während manch ein Vierbeiner mit 10 Jahren noch herumspringt wie ein junges Reh, sind andere im gleichen Alter schon extrem gebrechlich. Eine Zahl an sich ist daher kein Kriterium, um zu sagen, dass ein Hund alt ist.

Wann ist mein Hund alt?

Lange Zeit hat man das Alter des Hundes mit sieben multipliziert, aber diese Rechnung geht nicht auf. Alleine im ersten Lebensjahr macht der Hund einen riesigen Entwicklungssprung so wie ein Kleinkind zum Teenager. Das erste Jahr eines Hundes umfasst ungefähr 12 bis 15 Menschenjahre. Wie viele genau, das hängt noch von weiteren Faktoren ab. Kleine Hunde sind zum Beispiel schneller erwachsen als Hunde großer Rassen.

Hier kannst du nachlesen, wie man Hundejahre in Menschenjahre umrechnet.

Und auch bei der Lebenserwartung schneiden kleine Vierbeiner besser ab als große. Mischlingshunde gelten als robuster, da sie mit weniger Erbkrankheiten belastet sind als reinrassige Vierbeiner. Neben diesen Punkten spielt auch die Haltung eine Rolle. Ein Hund, der jahrelang unter großem Stress steht, altert schneller als einer, der in einem entspannten Umfeld lebt.
Es können also zwei gleichaltrige Hunde umgerechnet in Menschenjahren auf ganz unterschiedliche Ergebnisse kommen.

Alter Golden Retriever am Strand
Wie alt ein Hund wird, hängt von vielen Faktoren ab.

Als grobe Orientierung kannst du diese Einteilung nutzen:

  • 1 Hundejahr = 1 Menschenjahre
  • 6 Hundejahre = 40 Menschenjahre
  • 10 Hundejahre = 56 Menschenjahre
  • 14 Hundejahre = 72 Menschenjahre

Je größer und schwerer dein Hund ist, umso höher fällt bei der Umrechnung das Alter aus.

Woran merke ich, dass mein Hund alt wird?

Das Älterwerden ist bei Hunden genauso ein schleichender Prozess wie beim Menschen. Nach und nach verändern sich Kleinigkeiten in seinem Äußeren und in seinem Verhalten. Dass ein Hund graues Fell im Gesicht bekommt, ist nur ein Anzeichen. Für das Grauwerden gibt es jedoch auch gesundheitliche Gründe, zum Beispiel hormonelle Probleme. Manche Hunde bekommen schon früh die ersten grauen Haare und sind vom Altwerden noch weit entfernt.
Viele Veränderungen spielen sich im Körper ab und entziehen sich unserer direkten Wahrnehmung.

Dass dein Hund alt wirst, kannst du an diesen Symptomen erkennen.

  • Er muss häufiger Pipi machen.
  • Er baut Muskelmasse ab.
  • Er sieht und/oder hört schlechter.
  • Er kann sich nicht mehr so gut konzentrieren.
  • Er bekommt Alterswarzen.
  • Er wirkt vergesslich.
  • Er braucht mehr Ruhe und schläft tiefer.
  • Seine Gelenke schmerzen.
    Er kann schlechter aufstehen oder Treppen steigen und wirkt steif.
  • Er bekommt graue Haare und/oder stumpfes Fell.
  • Er entwickelt starken Mundgeruch.
Wie viele ältere Hunde bekommen auch Schäferhunde einen grauen Bart
Wie viele ältere Hunde bekommen auch Schäferhunde einen grauen Bart

Diese Symptome können auftreten, müssen es aber nicht. So wird ein Hund im Alter dick, der nächste nicht. Auch im Verhalten zeigen Seniorenhunde Unterschiede. Luna war früher nicht gut auf Artgenossen zu sprechen, heute bleibt sie ihnen gegenüber ruhig. Es kann aber auch passieren, dass sich problematisches Verhalten im Alter noch verstärkt oder der Hund einen anderen Rhythmus entwickelt. All das erfordert von uns Menschen viel Verständnis, Geduld und eine gute Beobachtungsgabe. Gerade bei körperlichen Veränderungen ist es wichtig, deinen Vierbeiner im Auge zu behalten und ihn regelmäßig von einem Tierarzt untersuchen zu lassen.

Daran erkennst du Alterserscheinungen

Älterwerden an sich ist keine Krankheit, sondern ein ganz normaler Vorgang. Dennoch kann es im Alter vermehrt zu Erkrankungen kommen. Die Linie zwischen einer Alterserscheinung und einer Erkrankung zu ziehen, ist daher nicht leicht. Will dein Hund nicht mehr so lange spazierengehen, weil er schneller müde wird oder weil ihm die Knochen weh tun? Frisst dein Hund weniger, weil er nicht mehr so viel Hunger hat oder weil seine Zähne weh tun?

Du siehst, dass bei einem Symptom verschiedene Ursachen zugrunde liegen können. Je älter ein Hund wird, umso höher steigt auch das Risiko für Erkrankungen. Nieren-, Blasen- und Herzprobleme zählen genauso dazu wie Zahnerkrankungen.

Einem Hund werden die Zähne geputzt.
Zahnpflege ist bei alten Hunden besonders wichtig

Tierärzte bieten für alte Hunde spezielle Senioren CheckUps an, bei denen neben den Blutwerten auch andere Dinge untersucht werden. So können mögliche Erkrankungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden.

Bei diesen Symptomen solltest du einen Tierarzt einen Blick auf deinen Hund werfen lassen:

  • vermehrter Durst
  • Husten und/oder starke Atemgeräusche
  • vermehrtes Hecheln bei Ruhe
  • Knotenbildung in der Haut
  • starke Gewichtszunahme oder – abnahme
  • Inkontinenz
  • steifes Gehen und/oder veränderte Körperhaltung.

So kannst du deinen Hund im Alter unterstützen

Wie gesund und fit dein Hund im Alter bleibt, darauf kannst du in einigen Bereichen Einfluss nehmen. Eine angepasste Ernährung, ausreichend Bewegung und geistige Auslastung tragen dazu bei, ihn gesund zu halten.

Ernährung des alten Hundes

Ältere Hunde brauchen weniger Energie als junge. Das solltest du auch beim Füttern berücksichtigen. Gib deinem Hund lieber mehrere kleine Mengen, denn seine Verdauung arbeitet im Alter träger.
Dazu kommt, dass sich die Geschmacksnerven des Vierbeiners verändern oder er Zahnprobleme hat. Auf all diese Dinge sollte das Futter des alten Hundes angepasst werden. Ein Senior, der unter Arthrose leidet, braucht eine andere Nahrungszusammensetzung als einer, der Nierenprobleme hat.

Nicht jeder alte Hund wird zwangsläufig dick.

Neben diesen einzelnen Bedürfnissen ist es wichtig, dass das Futter leicht verdaulich und gut zu kauen ist. Es sollte möglichst wenig Fett und Kalorien enthalten. Alte Hunde können zudem Eiweiß nicht mehr so gut verwerten, deshalb muss dieses besonders hochwertig sein.

Körperliche und geistige Auslastung

Ein Seniorenhund gehört nicht zwangsläufig zum alten Eisen. Er sollte nicht einfach geschont werden, weil er alt ist. Im Gegenteil, auch in die Jahre gekommene Vierbeiner brauchen Bewegung und geistige Förderung. Vielleicht kannst du keine langen Radtouren mehr mit deinem Hund machen, so wie früher, dafür solltest du die Spaziergänge abwechslungsreich gestalten. Neue Eindrücke sind gut für sein Gehirn und halten ihn ihm Kopf fit. Auch mit Denkaufgaben oder dem Üben von Tricks hältst du die grauen Zellen in Schwung. Lass deinen Hund Futter suchen oder mache einfache Bewegungsübungen mit ihm, zum Beispiel über einen Baumstamm balancieren. Berücksichtige dabei aber immer, ob dein Hund der Aufgabe noch gewachsen ist. Wenn seine Muskeln schon stark abgebaut haben, kann er nicht mehr hoch springen. Und wenn er auf einem Auge blind ist, nimmt er manche Hindernisse nicht mehr richtig wahr. Versetze dich also in die Lage deines Hundes und passe Spiele seiner körperlichen Verfassung an.

Alte Hunde sind gute Lehrer

Alte Hunde strahlen etwas Besonderes aus. Sie wirken ruhig und teilweise weise. Ihre Marotten können einen zur Verzweiflung treiben, aber auch für viele lustige Momente sorgen. Wichtig ist es, seinen treuen Begleiter im Alter nicht alleine zu lassen. Wenn wir die Welt durch ihre Augen sehen, können wir sogar noch etwas von ihnen lernen: den Moment zu genießen und es ruhig anzugehen.

Wenn Du noch mehr über das Reisen mit alten Hunden lesen möchtest, dann lies in dieser mehrteiligen Serie «Mit altem Hund auf Reisen» von unserer Autorin Nima.

Bild:

(c) Nima Ashoff
Hat der Artikel dir geholfen? Bewerte ihn bitte.

Hinterlassen Sie einen Kommentar