Wasserrettungshunde – tierisches Baywatch

Sommer, Sonne, schwimmen gehen … hast du das auch so sehr genossen? Eine Abkühlung bei dem heißen Wetter tut ja immer gut. Manchmal allerdings kommt es im Wasser zu einem Unglück und Menschen geraten in Lebensgefahr. Wasserrettungshunde sind vierbeinige Rettungsschwimmer, die dann helfen können. Tierisches Baywatch sozusagen. Lies in diesem Artikel, was ihr Job ist und welche Voraussetzungen sie dafür benötigen.

Der Wasserrettungshund und seine Voraussetzungen

Die bekanntesten Rassen, die schon lange als Wasserrettungshunde eingesetzt werden, sind Neufundländer und Landseer. Sie sind große, kräftige Hunde, haben dichtes, wasserabweisendes Fell und Schwimmhäute zwischen den Zehen. So sind sie bestens an Einsätze im kühlen Nass angepasst. Tatsächlich hat die Wasserrettungsarbeit eine lange Tradition – schon sehr lange unterstützen diese Hunde Fischer und Seefahrer. Sie haben einen angeborenen Instinkt, Menschen aus dem Wasser zu holen.

Heute werden aber auch andere Hunderassen für die Wasserrettungsarbeit eingesetzt. Wichtiger als die Rasse ist, dass die Hunde Freude am Wasser haben, motiviert sowie nervenstark sind und jederzeit freundlich auf Menschen zugehen. Körperlich müssen sie einiges leisten, wenn sie helfen, Menschen aus dem Wasser zu bergen oder ein Boot abzuschleppen. Daher werden in der Regel große, kräftige Hunde eingesetzt, ab einem Gewicht von 30 kg. Viele Retrieverrassen eignen sich auch für diese Arbeit.

Der Wasserrettungshund ist stets Helfer eines Rettungshundeführers. Dieser ist ausgebildeter Rettungsschwimmer und arbeitet mit seinem Hund zusammen, um Menschen aus akuter Gefahr zu bergen. Der Hund kann dabei Aufgaben übernehmen wie eine bewusstlose Person abzuschleppen, Personen bei Bewusstsein z. B. einen Rettungsring zu bringen oder sie sich an den Griffschlaufen seines Geschirres festhalten zu lassen, während er ans Ufer schwimmt. Er kann Schlauchboote herbeibringen, besetzte Boote ziehen, bei Überschwemmungen Hilfsmaterialien herbeibringen. Wenn aber sehr hoher Wellengang ist oder eine starke Strömung herrscht, wird der Wasserrettungshund nicht eingesetzt. Dann sind technische Hilfsmaßnahmen gefragt.

Schwimmbadtraining, Golden Retriever mit Rettungsweste im Wasser bringt Menschen an Land
Wasserrettungshunde können die verschiedensten Aufgaben erledigen. Dafür benötigen sie Spaß am Wasser, Kraft und Ausdauer.

Häufig wirkt schon die Anwesenheit eines Hundes im Wasser beruhigend und stabilisierend auf die verunglückte Person, so dass gefährliche Panikmomente mitunter verhindert werden. Gerät ein Ertrinkender jedoch in Panik, könnte der Hund alleine nicht viel ausrichten. Daher arbeitet er mit seinem Hundeführer immer als Team. In so einem Moment muss dann der Hundeführer die Person beruhigen oder notfalls auch außer Gefecht setzen, um den Hilfseinsatz risikoarm durchführen zu können.

Wie wird ein Hund ein Wasserrettungshund?

In Deutschland ist die aktive Arbeit von Wasserrettungshunden noch relativ jung – 2017 bestand ein Hund der Augsburger Wasserrettung als erster deutscher Hund die Prüfung. Inzwischen gibt es dort mehr als zehn vierbeinige Kollegen oder Wasserrettungs-Azubis. Seit über 30 Jahren arbeiten in Italien Absolventen der Squadra Italiana Cani Salvataggio (S.I.C.S.) erfolgreich in der Wasserrettung. Die aktiven Teams in Deutschland sind nach der S.I.C.S. zertifiziert, deren Ausbildung und Prüfung einen sehr hohen Qualitätsstandard haben. Dies ist auch wichtig, geht es in dem Job doch um Menschenleben.

Wie bei allen anderen Rettungshundeausbildungen ist auch hier das Motto: „Mit Spaß lernt sich’s leichter!“ Für den angehenden Wasserrettungshund soll der Sprung ins Wasser und die Bergung eines Menschen die größte Freude sein. Seine nie versiegende Motivation, diesen Spaß ausleben zu können, kann Menschenleben retten. Aus diesem Grunde werden sämtliche Ausbildungsschritte sehr spielerisch sowie kleinschrittig angegangen. Die Grundlagen sind auch in diesem Bereich der Grundgehorsam, die Bindung und das absolute Vertrauen zwischen Hund und Hundeführer. Daran wird von Welpe an gezielt gearbeitet. Kleine Ausbildungs-Einheiten sind eine Maßnahme, um niemals eine Überforderung für den Hund entstehen zu lassen, die automatisch die Freude an der Arbeit schmälern würde.

Ein Golden Retriever trainiert ein Wasserrettungshund zu sein und zieht eine Boje durchs Wasser.
Wie alle Hunde mit Aufgaben erfordert das Training vor allem Spaß an der Aufgabe.

Ein Beispiel: Das erste, was „aus dem Wasser gerettet“ wird, ist ein Spielzeug. Die am Ufer wartenden Hundeschüler brennen darauf, es aus dem Wasser zu holen. Später sind gleichzeitig eine oder mehrere Personen im Wasser anwesend, von denen der Hund sich nicht irritieren lassen soll. In einem weiteren Schritt hält sich zunächst eine, dann mehrere Personen an den Halteschlaufen der Hunderettungsweste fest, wenn der Hund das Spielzeug schwimmend zum Ufer bringt. Der Rettungshundeführer begleitet das Ganze stets. So wird allmählich der Ablauf der Arbeit aufgebaut. Wenn der Hund später voll ausgebildet ist, schwimmt er gezielt zu der zu bergenden Person im Wasser, so dass sie sich an den Halteschlaufen festhalten kann bzw. nimmt eine bewusstlose Person mit dem Maul am Arm, um sie zum Ufer zu bringen.

Eine Besonderheit bei der Ausbildung zum Wasserrettungshund ist, dass die Hunde einerseits körperliche Höchstleistungen erbringen müssen, andererseits als Großhunde aber zu den langsam reifenden Rassen gehören. Ausbilder und Hundeführer müssen also stets aufpassen, dass eine Überforderung, die dem Hund bleibende Schäden zufügen könnte, unterbleibt. Die Ausbildung wird daher langsam angegangen und kann mehrere Jahre dauern.

Neben der körperlichen Stabilität muss der Hund auch psychisch souverän und gelassen sein, denn er trifft im Einsatz auf Menschen, die sich in Todesangst befinden. Ein Ertrinkender wird nach allem greifen, was ihm in die Hände kommt und um sich schlagen. Ein Wasserrettungshund darf sich dadurch nicht irritieren lassen. Hier ist aber auch der Rettungshundeführer gefragt, eine klare Schutzfunktion für seinen Hund auszuüben. Denn ein Ertrinkender kann Bärenkräfte entwickeln und im schlimmsten Falle den Hund unter Wasser drücken. Aufgabe des Hundeführers ist, dies unter allen Umständen zu verhindern.

Der Hund muss im Laufe der Ausbildung mit allen Rettungshilfsmitteln und dem Umgang damit vertraut gemacht werden. Er soll ja später einmal einen Rettungsring bringen, eine hilfsbedürftige Person abschleppen oder ein Schlauchboot ziehen können. An den Einsatzort wird er in manchen Fällen mit dem Motorboot oder sogar dem Hubschrauber gebracht. Er darf also auch keine Scheu haben, aus einem solchen Transportmittel ins Wasser zu springen. Nach und nach werden die einzelnen Lektionen gelernt und vertieft.

Schwimmbadtraining, Menschengruppe in Schlauchboot, Rettungsschwimmer mit Hund im Wasser.
Nach und nach werden die vierbeinigen Lebensrettungs-Azubis an alle denkbaren Situationen und Materialien herangeführt.

Das kann ein Wasserrettungshund leisten

Als Ausbildungsziele formuliert die Kreiswasserwacht Augsburg folgendes beeindruckende Leistungsspektrum:

„Ein ausgebildeter Wasserrettungshund kann:

  • eine Person vor dem Ertrinken retten

  • mehrere Personen gleichzeitig vor dem Ertrinken retten

  • Rettungsmittel zu Notlagen auf dem Wasser zubringen

  • in Seenot geratene/ havarierte Kleinboote oder Boote, bei denen die Besatzung unter medizinischen Problemen leidet, abschleppen und an das Ufer ziehen. Je nach Hund sind sogar Boote bis zu 1,5 t auf große Strecken möglich

  • von Land aus, von allen Arten an Rettungsbooten, von Rescue-WaterCrafts, abgeseilt von einer Brücke oder in Einzelfällen vom Hubschrauber aus eingesetzt werden

  • sind in der Lage bis zu 4km Schwimmstrecke zurückzulegen“

Rund zwei Jahre muss ein Hunde-Azubi in die Lehre gehen, bevor die Abschlussprüfung abgelegt werden kann. Wie alle Rettungshunde absolvieren auch die Wasserretter anschließend eine jährliche Prüfung, um weiter eingesetzt werden zu dürfen.

Rettungsschwimmer mit Schiff und Hund im Meer.
Fit für den Ernstfall – Wasserrettungshunde benötigen eine qualifizierte Ausbildung.

Fazit

Der Wasserrettungshund ist eine große Hilfe für den Rettungsschwimmer. Unterstützt ihn ein Wasserrettungshund als Helfer bei seinen Einsätzen, kann er sich voll und ganz auf die bestmögliche, schnelle Versorgung des Patienten konzentrieren. Der Hund kümmert sich dann selbstständig um den Transport zum Ufer. Gleichzeitig ist der Hundeführer aber auch dafür verantwortlich, seinen Hund nicht unzumutbaren Risiken auszusetzen, denn geraten noch mehr Lebewesen in Gefahr, ist damit niemandem geholfen. Deshalb müssen beide fit, gut ausgebildet und einsatzfähig sein und sich jederzeit aufeinander verlassen können. Nur so ist diese verantwortungsvolle Aufgabe zu bewältigen.

Falls du dich mit deinem Hund für die Aufgabe als Wasserrettungsteam interessierst, frage doch bei der Wasserwacht deiner Region oder beim DLRG-Ortsverband nach. Da der Bereich in Deutschland noch recht jung ist, besteht vielleicht Interesse daran, Teams auszubilden und eine regionale Wasserrettungsstaffel aufzubauen.

Über Erfahrungsberichte freuen wir und unsere Leser uns immer sehr!

 

Bild:

(c) neuartelena - depositphotos.com

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